Daniel Boyd, Ohne Titel, 2016

Daniel Boyd, Ohne Titel, 2016

Gropius Bau

Niederkirchnerstraße 7/ Ecke Stresemannstr. 110, 10963 Berlin

E-Mail Tickets:     ticketinfo@gropiusbau.de

Mangrove Sunset

Von Asad Raza, mit Manthia Diawara, Rhea Dillon, Sylvie Glissant, Olga Hohmann, Prem Krishnamurthy und Djon Mundine

Mangrove Sunset ist eine sechsstündige Komposition aus Klang, Sprache und schwindendem Licht, die von dem Dichter und Philosophen Édouard Glissant inspiriert ist und im Rahmen der Ausstellung Daniel Boyd: RAINBOW SERPENT (VERSION) stattfindet.

Am 29. April 2023 ab 18:00 Uhr wird das elektrische Licht im Gropius Bau im Laufe einer Stunde nach und nach gedimmt und bleibt schließlich von 19:00 Uhr bis Mitternacht ausgeschaltet.

Ohne Innenbeleuchtung werden die umliegenden Straßen, Gebäude und der Himmel über Berlin in den Fokus rücken und den Gropius Bau mit seiner Umgebung in Beziehung setzen. Das Licht wird gesprenkelt durch die von Daniel Boyd gestalteten Fenster im ersten Stock fallen – wie in einer Mangrove.

Um 20:29 Uhr geht offiziell die Sonne unter; die Dämmerung wird danach noch eine Stunde andauern. Während dieser Zeit kann sich das Licht rosa, gelb, orange, rot und schließlich sattblau färben. Das fehlende künstliche Licht macht die inhärente Dramaturgie des Sonnenuntergangs sichtbar. Durch den von Boyd verspiegelten Boden im Lichthof wird das gesamte Farbspiel von oben und unten reflektiert.

Zwischen 21:30 Uhr und Mitternacht wird der Raum nur noch von dem Licht erhellt, das von draußen, von Autos, Straßenlaternen und den Lichtern der Stadt hereinfällt. Wenn sich die Augen daran gewöhnt haben, wird man sich sicher bewegen können, aber die Formen und Umrisse bleiben vage – wie in einer Mangrove, wo die Unterschiede zwischen Land, Wasser, Ufer, Fluss, Pflanze, Boden, Wurzeln und Bäumen schwer zu erkennen sind, da alles in einem Geflecht miteinander verwoben ist.

Während der sechs Stunden von Mangrove Sunset werden verschiedene Klänge ertönen, die einen Wald aus Geräuschen erzeugen. Aufnahmen von Musik und gesprochenem Text sowie Live-Beiträge von Mitwirkenden – Sprache, Gesang, Bewegung und Musik – werden nebeneinander treten. Während das Licht langsam schwindet, schaffen diese Ereignisse eine Erfahrung, in welcher die Gegenwart mit Echos der Vergangenheit und Vorahnungen verschwimmt.

Einige Klänge, die zu hören sein werden, sind Aufnahmen von Édouard Glissants Stimme, verwoben mit anderen Texten. Andere werden von Teilnehmenden, die eigens für diese Veranstaltung nach Berlin eingeladen wurden, live gesprochen oder gesungen. Wieder andere werden Musik beinhalten, für die sich Glissant selbst interessierte oder die von seiner Arbeit inspiriert wurde. Manche Klänge und Bewegungen werden auch aus vorangegangenen Ereignissen im Gropius Bau stammen. Diese sechs Stunden aus Musik, Sprache und Klang wurden in einem aufwändigen Entstehungsprozess ausgewählt. Alle Klänge werden live orchestriert, stets in Verbindung mit den Menschen und ihren Bewegungen im Raum.

Eine Gruppe von Vorlesenden, darunter Raza, geladene Teilnehmer*innen sowie Mitglieder der Gropius Bau Friends und des Jungen Gropius Bau (JuGroBa), werden Klänge erzeugen und Texte rezitieren. Im Laufe des Abends verteilen die Vorlesenden Medjool-Datteln und Wassergläser auf Tabletts, damit die Besucher*innen sich erfrischen können. Alle Besucher*innen sind eingeladen, durch den Raum zu wandern oder sich einen Platz zum Sitzen oder Liegen zu suchen.

Mangrove Sunset ist die Fortsetzung einer kontinuierlichen Zusammenarbeit zwischen Asad Raza und Daniel Boyd. Im Jahr 2019 waren Boyds Arbeiten im Rahmen von Razas Arbeit Absorption (2019) in Sydney zu sehen. Gleichzeitig ist Mangrove Sunset auch die Weiterführung einer Reihe von Projekten, die von Édouard Glissant inspiriert sind und die Raza 2016 mit der Ausstellung Mondialité begonnen hat. Mondialité wurde von Raza und Hans Ulrich Obrist ko-kuratiert und von Ranjana Leyendecker dramaturgisch betreut; zu sehen waren darin Werke von Daniel Boyd zusammen mit dem Film One World In Relation von Manthia Diawara. Boyd war außerdem Teil von Razas und Obrists Ausstellungen Where Oceans Meet (2019) im Museum of Art and Design, Miami und This language which is every stone (2022) im Institute of Modern Art, Brisbane, die ebenfalls von Glissant inspiriert waren.

Samstag, 29.4.2023: 18:00—23:55
Treffpunkt: Gropius Bau
Eintritt frei