46. Festival NEUE MUSIK
Fortbildungszentrum für Neue Musik

Lüneburg
Tel. 0177-828 05 12

Tickettelefon:    0177-828 05 12

46. Festival NEUE MUSIK

Tributes

Ein Programm der Gesellschaft für Neue Musik Hamburg e.V. in Zusammenarbeit mit dem Deutschen
Komponistenverband LV Norddeutschland

Thorsten Kuhn (*1967)                        
Klavierstück  « Der ferne Bach » (2000)
 
 
Elliott Carter (1908-2012)                    
Tri-Tribute (2007/08)
I.     Sistribute
II.    Fratribute
III.   Matribute
 
 
René Mense (*1969)                            
A Tribute to Elliott Carter (2008)
 
Thorsten Kuhn (Klavier)

 

 
 
Chick Corea (*1941)                            
Children’s Songs (1971-'84)
 Nr. 11, 2, 17, 13, 10, 15, 19
 
 
Renate M. Birnstein (*1946)               
Listen to number forty-nine (2019), Uraufführung
Dieses Rezitativ wurde als fiktive Nummer 49 für den Zyklus „Childen’s Songs“ von Chick Corea geschrieben. Hätte er - und das wäre sehr schön gewesen - 50 statt 20 songs komponiert, könnte vielleicht dieses Stück ein kleiner, vermessener Vorschlag für die Nummer 49 sein.
Ein instrumentales Rezitativ ist zwar sehr „sprechend“, „redend“, ist aber dennoch deutlich vieldeutiger als ein vokales und kann nicht „übersetzt“ werden. In dieser kleinen Szene gibt es eine dunkle, akkordische Begleitung und mehrere sich immer wieder aufschwingende melodische Wendungen in einer gewissen Steigerung. Das Stück schließt mit dem üblichen Quartintervall eines Rezitativs.
 
 
Thomas Jahn (*1940)
… for Leo – a children’s song (2019), Uraufführung
...for Leo ist ein ganz kleines Klavierstück und meinem vierjährigen Enkel gewidmet.
Dazu diese drei Geschichten:
Als Leo drei Jahre alt war und mit der Nasenspitze so gerade die weißen Tasten des Klaviers berühren konnte, forderte ich ihn auf, eine von den Tasten drücken. Er wählte eine schwarze Taste, das viergestrichene Des, und drückte es so vorsichtig wie möglich, so das nichts erklang. Ich ermunterte ihn, etwas kräftiger zu drücken. Nun erklang der Ton, sehr leise, sehr zart, sehr fragil. Ein unvergesslicher Anblick: ein Staunen und eine Andeutung eines Lächelns...
Leo liebte es, sich im Kreise zu drehen. Und wenn ich aus Angst vor Schwindel ihn bremsen wollte, drehte er sich noch schneller. Er fiel hin, jauchzte und stand wieder auf für die nächste Runde. Noch heute denke ich darüber nach: Drehte sich die Welt um ihn oder war er es, der die Welt drehte?
Zum Ritual des Einschlafens gehörte  das Abendlied. Und so endet das Klavierstück mit der Andeutung eines Zitats von "Weißt Du wieviel Sternlein stehen?" 
 
Babette Koblenz (*1956)                     
Footprints (2019), Uraufführung
Abdrücke in Sand, Lehm oder Erde – sie zeugen von unserem Dasein hier, aber auch wie flüchtig unser Abdruck auf der Erde ist, wie er entsteht und wieder verschwindet. –
Unterschiedlich gewichtet auch die musikalischen Passagen – verläuft die Musik oft 2-stimmig, wie 2 Beine in der Bewegung des Gehens, Tanzens, Schwankens, -- aus dem Tempo herausfallend oder in Geschwindigkeit geratend.
Füße, die den Boden berühren und wieder verlassen, in Rhythmen und Abläufen, die niemals gerade sondern stets flexibel sind, wie elastische Läufer, die nur kurz den Boden berühren, um weiterzufliegen in ihrem Lauf, -- aber doch Abdrücke auf der Erde hinterlassen, mal größere und mal nur ganz zarte kleine Tupfer.   
 
Christine K. Brückner (*1967)            
Sioux Ghost Dance (2019), Uraufführung
Für den Sioux Ghost Dance, 2019 für René Menses indianisch/mexikanisches Klavierstückprojekt angefragt, suchte ich im Internet nach halbwegs authentischem Melodienmaterial von indianischer Musik oder dem, was man dafür halten könnte. Neben mehreren eher westlich-verwässerten Stücken stieß ich auf eine sehr alte Aufnahme aus den „Black Maria“-Studios von Thomas Edison, auf der Indianer aus der „Buffalo Bills Wild West Show“ einen sogenannten „Ghost Dance“ tanzen.
Der „Ghost Dance“ ist eine tänzerische und musikalische Anrufung der Ahnen. Die Indianer Nordamerikas haben „Ghost Dance“ getanzt, um sich im Angesicht der Schlachten gegen die Weißen zu vereinen, ebenso haben sie ihn getanzt, als ihre Niederlage bereits komplett war, als verzweifelte Handlung in der Besiegtheit. Ich verwendete die beim Tanz gesungene Melodie für das Klavierstück; es ist eine sich immer wiederholende abwärts kreiselnde Melodie, die immer wieder oben ansetzt, um in unregelmäßigen tänzelnden Rhythmen herabzusinken. Ob es sich in diesem filmhistorisch bedeutsamen Dokument (der erste Film, in dem Indianer vor der Kamera stehen) um wirkliche „Sioux“-Indianer handelt, ist nicht bekannt. Und nicht nur das ungefährliche und heimelige Norddeutschland, sondern auch das Jahr 2019 ist sehr weit von den Umständen und Bedeutungen dieser Aufnahme aus dem Jahr 1894 entfernt. So sieht man also von weitem wie durch mehrere Gläser auf den „Sioux Ghost Dance“, in dem wie aus dem Schatten die nordamerikanischen Indianer heranreiten, das Bild mit Staub, Rhythmus und Anrufung füllen, um dann wieder schemenhaft im Schatten zu verschwinden.  
 
Thorsten Kuhn (*1967)                        
Drei Vignetten nach alt-amerikanischen Motiven (2019), Uraufführung
I.     Waschbären 
II.    Der Ameisenlöwe
III.   Büffeljagd
 
René Mense (Klavier)