Arthur und Claire
Von Stefan Vögel
Mit: Cynthia Thurat, Stefan Schneider und Thomas Zimmer
Regie: Anja Junski
Arthur hat sich in einem Hotel in Amsterdam einquartiert. Er ordert ein feines Dinner for one mit exquisitem Wein, das er bei schöner Musik in entspannter Atmosphäre genießen will. Bevor er sich den kulinarischen Freuden hingibt, überfliegt er noch einmal den Abschiedsbrief an seine Kinder und die Ex-Frau. Arthur, der Sportlehrer und überzeugte Nichtraucher leidet an unheilbarem Lungenkrebs. Laut Diagnose bleiben ihm nur wenige Monate auf dieser Welt. Er hat beschlossen, am nächsten Tag seinem Leben in einer Sterbeklinik ein würdevolles Ende zu setzen. Eigentlich hat er seinen Frieden gefunden, nur eines stört ihn: diese schreckliche Musik, die aus dem Nebenzimmer dröhnt. Da er sich den letzten Abend seines Lebens nicht mit schlechter Musik verderben will, klopft er empört an die Nachbartür. Als ihm eine hübsche junge Frau öffnet, glaubt er seinen Augen nicht zu trauen: Von der Decke baumelt ein Strick, mit dem sich diese hübsche junge Frau offensichtlich erdrosseln will. Zum Glück scheint es noch nicht geklappt zu haben. So wie auch der Versuch, sich die Pulsadern aufzuschneiden und Tabletten zu schlucken erfolglos war. Die Erkenntnis, dass beide dasselbe Vor’ haben in die Tat umsetzen wollen, macht sie bei aller Erheiterung sprachlos. Claire ist zwar bereit, leiser zu drehen, sie hält jedoch vehement an ihrem Entschluss fest, sich umzubringen. Da erwachen bei Arthur die Lebensgeister. Nicht für sich selbst, sondern für die junge Frau, bei der er trotz arger Schicksalsschläge keinen ernsthaften Todeswunsch und die Notwendigkeit für so einen irreversiblen Schritt spürt. Eine heftige Auseinandersetzung über den Sinn eines Lebens, das nicht gerade vom Glück überstrahlt ist, mündet beim Kompromiss, den letzten Abend gemeinsam zu verbringen. Natürlich nicht im Zimmer, sondern in dieser herrlichen Stadt, die weit mehr zu bieten hat als Sterbekliniken. Der nächtliche Bummel endet aber doch im Zimmer, und zwar in Arthurs, und zwar in seinem Bett. Am Morgen erinnern sich beide an eine rauschende Liebesnacht. War‚s das jetzt wirklich? Arthur hält an seinem Vorsatz fest. Außerdem widerspricht es seinem soliden Charakter, Termine zu versäumen. Claire will das nach dieser Nacht nicht wahrhaben und setzt alles daran, ihn zum Weiterleben zu motivieren. Kann sie Arthur von seinem finalen Entschluss abhalten?
Zwei Selbstmordkandidaten, die das Schicksal übereinander stolpern lässt. Wie argumen tiert man den eigenen Todeswunsch, wenn man den anderen vom Leben überzeugen will? Und wenn dann fünf vor zwölf auch noch die Liebe ins Spiel kommt und sich diese ewigen Gefühle zu Wort melden, die unsere Reise auf diesem Planeten so schön machen, wird‚s ganz knapp mit der Zeit. Stefan Vögel versteht es, eine traurige Ausgangssituation als leichte Komödie zu erzählen. Da spürt man die schmerzvollen Seiten des irdischen Daseins und muss trotzdem lachen. Das beherrschen nur Ausnahmeautoren dieses Genres. In klugen, witzigen Dialogen kreisen die beiden Lebensmüden um die Dinge, die das Leben ausmachen und werden wieder wach. Und es gibt eine eindeutige Wende im Stück, sich diesem Leben zu stellen und es bis zum letzten Augenblick auszukosten. Ein bezauberndes Spiel um die menschliche Existenz, ein happy end, das sich seinen Weg tapfer erkämpft.
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