Theaterstübchen

Jordanstr. 11, 34117 Kassel

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Ada Brodie

THE GRAND TALE II

FrauenStimmen
20:30 Uhr | Eintritt 18,- Euro | Abendkasse 22,- Euro

No, we can‘t turn life on its head But don‘t tell me aesthetics‘s dead!

Mit dieser selbstbewussten Aussage begrüßt Ada Brodie nach einem lässigen Neo-Soul Cover von „I want you back“ den Hörer von THE GRAND TALE II.Verdammt, die Kunst ist noch nicht tot. Pop ist nicht tot. Und Jazz lebt – jetzt erst recht.

10 Stücke voller Dynamik, allein die in den Höhen glasklare und im Alt doch so kraftvolle Stimme und ein 120 Jahre alter, butterweicher Blüthner-Flügel: Ada Brodie wagt wieder Minimalismus und doch große Tiefe auf ihrem zweiten Live-Album THE GRAND TALE II. Im fast epischen “The Wanderer” erzählt sie dazu von ihrer Generation als den ewig Reisenden, den Verlorenen, und ruft ihnen zu: „Let us wander, wander, oh – let us under-stand what we used to know“.

Es sind aber nicht nur die ganz großen Themen, die Ada Brodie anspricht. Die Platte macht auch einfach Spaß:Wenn die mittlerweile 31-jährige beispielsweise in „The Leader of the Game“ herrlich selbstironisch die Irrungen und Wirrungen bisheriger Lover auseinander nimmt, oder bei “The Artist” kongeniale Temposchwankungen und verschnörkeltes Klavierspiel auf schier endlose Stimmkontrolle treffen. Ebenso überzeugt „The Surprise“, ein musikalisches Pastiche, das dem Rhythm and Blues eines Dr. John ebenso Tribut zollt wie dem Pop-Latin eines Stevie Wonder.

Ist das noch Jazz? Und wie! Ada Brodie zieht dabei große melodische Bögen, schreckt aber auch nicht vor witzigen Tonartwechseln, offenen Enden oder überraschenden Instrumentalpassagen zurück – und trotzt damit jeglicher (überflüssiger!) Kategorisierung. So findet auch ein schlichtes und fast ätherisches “The Arena” und abschließend die geradezu impressionistische, im Refrain so wunderbar geflüsterte Ballade “The Conqueror” feat. Kaiser Quartett seinen Platz.

Bei aller erfrischenden Variation innerhalb der 10 Titel bleibt jedoch als Konstante eine unfassbare Intimität und Nähe, mit der Ada Brodie den Hörer gleich ab dem ersten Ton in den Bann zieht. Nein,THE GRAND TALE II ist keine Musik für nebenher, keine gleichförmige Beschallung beim Spülmaschineneinräumen. Das Album fragt, flüstert und fordert, belohnt aber auch mit ohrwurmverdächtigen Melodielinien und poetischen Zeilen, die in ihrer Aussage doch so simpel sein können:

Now do you feel – tranquility – the blackened stream Sucks you up, sucks you up.
Everyone’s a sucker for love.

Als Ada Brodie hat sich die studierte Jazzsängerin und -Pianistin Elena Bongartz nicht neu erfunden, sondern schlicht ihren persönlichen Stil gefunden. Entstanden sind 2018 und 2019 die Live-Alben THE GRAND TALE und THE GRAND TALE II eingespielt auf dem legendären Flügel des Boogie Park Studios, den schon Udo Lindenberg um einige Rotweinflecken bereichert hat.

Feinste Songwriter-Tradition verbindet sich hier mit federndem Jazz und üppigem Blues – wahrhaft „große Erzählungen“: pur und unverfälscht, erwachsen, melancholisch, tiefgründig.