Auf der Walz: Wandergesellen und Ihre Wege

Führung für Wissenshungrige

Handwerker auf fixer Tippelei: Für drei Jahre und einen Tag gehen Gesellen traditionell auf Wanderschaft. Bereits im Mittelalter gehen junge Handwerker nach ihrer Lehrzeit auf die Walz. Sie sollen diese Zeit nutzen, um sich fortzubilden, die Arbeitsmethoden anderer Städte kennen zu lernen und etwas von der Welt zu sehen. So erweitern sie einerseits nach Beendigung ihrer Lehre ihre Fachkenntnisse, andererseits ist die Walz auch eine Zeit der Freiheit und Ungebundenheit. Ein Zeitgenosse des 19. Jahrhunderts bezeichnete die Walz daher auch als „Hochschule des Handwerks, eine Art Hochschulstudium in der freien Schule des Lebens“. Es wird geschätzt, dass heute weltweit verstreut 500 bis 800 Gesellen auf der Walz sind, die Frauenquote soll bei 10% liegen. Zuverlässige Angaben gibt es aber nicht. Organisiert sind sie in verschiedenen Schächten, den „Gesellenbruderschaften“. Jeder Schacht hat eine bestimmte Kleiderordnung. Die „Kluft“ der Gesellen hat dabei immer ein besonderes Merkmal, das die Schachtzugehörigkeit erkennen lässt. Dieses Merkmal wird „Ehrbarkeit“ genannt, für die meisten Schächte ist es eine Art Krawatte, die sich in Farbe und Form unterscheidet. Während reisende Gesellen im 19. Jahrhundert über 10.000 km zu Fuß zurücklegten, jetten heutige junge Handwerker durch die ganze Welt. Traditionsbewusst tragen sie dabei auch gegenwärtig ihre Kluft und vollziehen geheime Rituale. Was heißt es, wenn man bei einem „Krauter scheniegeln“ oder sich auch mal „schmal machen“ muss? Mit Charlottenburger und Stenzel bewaffnet, gibt den Besuchern Corinna Röver auf dem Rundgang durch die Dauerausstellung Einblicke in die Geheimnisse der Walzsprache. Folgen Sie ihr und den beiden Zimmerergesellen Johann und Christoph auf ihrer zünftigen Reise quer durch Europa und die Welt und erfahren Sie, wie es ihnen ergangen ist. Um Anmeldung wird gebeten T. 0471.90 220-0 oder info@dah-bremerhaven.de Eintrittspreis für die Dauerausstellung (10,80€/9,30€) zzgl. 3,00€ für die Führung. Foto: © Boris Rostami-Rabet, Hamburg