Nassauischer Kunstverein

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Tel. 0611 30 11 36

Jan Lotter / Das fliegende Künstlerzimmer

IGS Wollenbergschule Wetter / Gemischte Tüte

Jan Lotter, ausgebildet an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main, beschäftigt sich in seiner künstlerischen Arbeit immer wieder mit sozialen Interventionen. Diese setzt er in seinen Kunstaktionen poetisch-ästhetisch und mit großem menschlichen Gespür um und schafft dadurch Zugänge, die es den Teilnehmer*innen offenlassen, sein Angebot ausschließlich als „Kunst“ oder auch als Einladung zu einem außergewöhnlichen und einmaligen Beisammensein wahrzunehmen. Sein Prinzip, das er auch im Fliegenden Künstlerzimmer an der IGS Wollenbergschule in Wetter verfolgt hat, ist dabei ein „Geben und Geben“.

Über ein Jahr lang haben seine Ideen und Impulse den Unterricht und die Pausen dazwischen für alle Lehrer*innen und Schüler*innen bereichert – und umgekehrt hat sich Jan Lotter von der Schulgemeinde inspirieren lassen, die Ideen der Schüler*innen aufgegriffen und gemeinsam mit ihnen künstlerisch weiterentwickelt.

Die Werkschau im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden möchte den Besucher*innen einen lebendigen Einblick in die gemeinsamen Schaffensprozesse geben und zeigt sowohl Ansätze und Werke, die über das Jahr im Fliegenden Künstlerzimmer entstanden sind, als auch solche, die extra für die Ausstellung GEMISCHTE TÜTE geplant und entwickelt wurden: Eine Eingangstür in Eis-Form, ein auf Schallplatte gepresster Housetrack und die dazu gehörende Performance mit Herzschlag-Impulsen der Schüler*innen, Graffiti-„Tags“ und Plakate.Die Ausstellung GEMISCHTE TÜTE wurde von Jan Lotter in enger Zusammenarbeit mit den Schüler*innen der Integrierten Gesamtschule Wollenbergschule im mittelhessischen Wetter kuratiert. Das gesamte Schuljahr 2018/2019 hat der Künstler auf ihrem Schulhof im Fliegenden Künstlerzimmer gelebt und gearbeitet.

Das mobile, von den Architekten Prof. Dr. Michel Müller und Prof. Nikolaus Hirsch eigens dafür entwickelte Atelier, ist in dieser Zeit zum kreativen Lern- und Lebensraum der Schüler*innen, ihrer Lehrer*innen und des Künstlers selbst geworden. Ein Modell des Ateliers ist in der Werkschau ausgestellt.

Jan Lotter ist der erste „Artist-in-Residence“ im Fliegenden Künstlerzimmer der Frankfurter Crespo Foundation. Das Künstlerstipendium richtet sich an Künstler*innen, deren Arbeit sich durch hohe künstlerische Qualität auszeichnet und die erfahren sind in der kulturellen Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen an Schulen. Es beinhaltet das Wohn-Atelier Das fliegende Künstlerzimmer auf dem Schulhof und ist darüber hinaus mit einem Lebenshaltungskostenzuschuss für den*die Künstler*in sowie einem Material- und Aufwendungszuschuss für seine*ihre eigene Arbeit und die Zusammenarbeit mit den Schüler*innen ausgestattet.

Die IGS Wollenbergschule Wetter ist eine integrierte, inklusiv arbeitende Gesamtschule, die alle Abschlüsse wie den Haupt- und Realschulabschluss vor dem Übergang in die gymnasiale Oberstufe bis hin zum berufsorientierten Abschluss anbietet. Rund 650 Schüler*innen und 70 Lehrer*innen lernen und lehren an der IGS Wollenbergschule in Wetter. In enger klassen- und fächerübergreifender Zusammenarbeit mit den Lehrer*innen der Schule entwickelte Jan Lotter an drei Tagen in der Woche ästhetisch-praktische Ansätze, um den Kindern und Jugendlichen neue Perspektiven auf die Lehrinhalte zu eröffnen. Darüber hinaus stellte er Das fliegende Künstlerzimmer als offenes Atelier für die Schüler*innen zur Verfügung, in dem sie mit ihm außerhalb des Unterrichts arbeiten konnten.

Ganz nach ihrem Leitsatz „Menschen stark machen“ führt die Crespo Foundation Das fliegende Künstlerzimmer in enger Allianz mit dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, dem Hessischen Kultusministerium und im Schuljahr 2018/2019 der IGS Wollenbergschule in Wetter und dem Landkreis Marburg-Biedenkopf durch. Nach Ablauf des Pilotjahres an der IGS Wollenbergschule zieht Das fliegende Künstlerzimmer im Sommer 2019 weiter auf den Schulhof der südhessischen Georg-Christoph-Lichtenberg-Schule in Ober-Ramstadt. Das Projekt wird vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, vom Hessischen Kultusministerium und 2018/2019 vom Landkreis Marburg-Biedenkopf gefördert.