Polnisches Institut Düsseldorf

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Hommage an Krzysztof Zanussi

Zum 80. Geburtstag des polnischen Regisseurs

Krzysztof Zanussi-Filmreihe in Düsseldorf

Krzysztof Zanussi (Foto: M. Rutkowski) , Regisseur, Drehbuchautor und Produzent, studierte zunächst Physik und Philosophie an der Jagiellonen Universität Krakau und später absolvierte er Regiestudium an der Filmhochschule Lodz. Er hat über fünfzig Spiel- und Dokumentarfilme gedreht und sich mit ihnen in die polnische Filmgeschichte eingeschrieben. Seine ersten Werke gehören zur Avantgarde des polnischen Films der 1960er- und 1970er-Jahre. Er debütierte 1969 mit „Struktura kryształu”, danach folgten weitere Werke, die oftmals die Gegenwart kritisch analysieren und gesellschaftliche und individuelle Konflikte aufzeigen. Er ist neben Krzysztof Kieślowski, Agnieszka Holland und Andrzej Wajda der wichtigste Vertreter des „Kinos der moralischen Unruhe“. Heute ist Krzysztof Zanussi ein anerkannter Regiemeister des europäischen Autorenkinos par excellence. Die Retrospektive in der Black Box ist seinem Frühwerk gewidmet.

Mittwoch, 8.05.2019, 20.00 Uhr
Die Struktur des Kristalls / Struktura kryształu
PL 1969, Drama, 76 Min., OF mit deutschen Untertiteln
Einführung: Bernhard Hartmann, Polonist und Übersetzer

Zwei alte Freunde aus der Studienzeit, beides talentierte Physiker, treffen sich nach vielen Jahren wieder. Jan verlässt die Stadt, um auf dem Land als Meteorologe zu arbeiten. Marek etabliert sich in den akademischen Kreisen Warschaus und macht Karriere als Kristallograph. Marek kann Jans Entschluss nicht verstehen und versucht, ihn wieder für die Wissenschaft und das Leben in der Stadt zu begeistern. Der Film war ein Ausnahmewerk, als er Ende der 1960er Jahre in Polen im Kino gezeigt wurde, neuartig und für das Publikum überraschend: gedreht in schwarzweiß im Geiste der französischen Nouvelle Vague, reduziert in seinen filmischen Mitteln, ohne künstliche Beleuchtung, mit improvisierten Außenaufnahmen und Dialogen.

R: und B: Krzysztof Zanussi, K: Stefan Matyjaszkiewicz, M: Wojciech Kilar, D: Jan Mysłowicz, Andrzej Żarnecki, Barbara Wrzesińska, Władysław Jarema, Adam Dębski, Urszula Gałecka u.a.

Samstag, 11.05.2019, 19.00 Uhr
Die Tarnfarben / Barwy ochronne
PL 1977, Drama, 103 Min., OF mit deutschen Untertiteln
Im Anschluss:
Publikumsgespräch mit Krzysztof Zanussi. Moderation: Dr. Dorothee Schröder-Krings, Rheinische Post


Zwei Wissenschaftler leiten eine Sommer-Akademie für Linguistik-Studenten. „Alle sind die gleichen Konformisten wie du und ich” - behauptet ein zynischer Dozent gegenüber seinem engagierten Assistenten. Einerseits erkennt der junge Idealist schnell, wie korrupt das universitäre Milieu ist, muss aber andererseits feststellen, dass er auch selbst nicht frei von Heuchelei ist. „Tarnfarben“ zählt zu den wichtigen Filmen des sogenannten „Kinos der moralischen Unruhe“ mit der großartigen Darbietung von Zbigniew Zapasiewicz in der Rolle eines zeitgenössischen Mephistopheles, dem Opportunismus und Konformismus als einziger Ausweg erscheinen. Der Film ist eine gedanklich scharfe, mit kühler Brillanz inszenierte Parabel nicht nur über die damalige sozialistische Gesellschaft.

R: und B: Krzysztof Zanussi, K: Edward Kłosiński, M: Wojciech Kilar, D: Zbigniew Zapasiewicz, Piotr Garlicki, Christine Paul-Podlasky, Mariusz Dmochowski, Magdalena Zawadzka u.a.

Freitag, 17.05.2019, 19.00 Uhr
Zwischenbilanz / Bilans kwartalny
PL 1975, Drama, 94 Min., OF mit deutschen Untertiteln

Die 40-jährige Buchhalterin Marta ist verheiratet und hat ein Kind. Sie führt ein monotones Leben ohne Leidenschaft und äußere Aufregung. Eines Tages trifft sie eher zufällig ihren ehemaligen Studienkollegen Jacek. Die erneute Begegnung verwandelt sich mit der Zeit in eine euphorische Liaison, die Marta aus ihrer existenziellen Lethargie herausholt. Niederschmetternd ehrliches, psychologisch schmerzhaft genaues und überwältigend intensiv gespieltes Charakterdrama um eine ganz gewöhnliche Frau in der gewöhnlichsten aller Krisen – das Leben, dessen Mitte, und irgendwo darin die Chance auf Liebe. Ein kompromissloser, engagierter Film, der von den Zuschauer*innen entschlüsselt werden will.

R: und B: Krzysztof Zanussi, K: Sławomir Idziak, M: Wojciech Kilar, D: Maja Komorowska, Piotr Fronczewski, Marek Piwowski, Halina Mikołajska, Zofia Mrozowska u.a.

Mittwoch, 29.05.2019, 19.00 Uhr
Familienleben / Życie rodzinne
PL 1970, Drama, 92 Min., OF mit deutschen Untertiteln

Der junge Ingenieur Wit erfährt, dass sein Vater sehr krank ist. Er beschließt, ihn und seine Familie wieder zu besuchen, obwohl er sich längst von seinem Zuhause und vom Erbe der Vergangenheit gelöst hatte. Der Vater, früher ein erfolgreicher Industrieller, lebt in einer heruntergekommenen Villa mit der Schwester seiner Frau, die ihn verlassen hat, und seiner extravaganten Tochter Bella. Aus dem Besuch ergeben sich viele unvermeidliche Spannungen. Der exzellent gespielte Film mit Daniel Olbrychski, Maja Komorowska und Jan Kreczmar in den Hauptrollen, ist eine ebenso leidenschaftliche wie bittere Beschreibung zweier Welten und Generationen, die eine unüberbrückbare Kluft trennt. Seine filmisch visuelle Kraft wird oft mit Viscontis Werk verglichen.

R: und B: Krzysztof Zanussi, K: Witold Sobociński, M: Wojciech Kilar, D: Daniel Olbrychski, Maja Komorowska, Jan Nowicki, Halina Mikołajska, Jan Kreczmar u.a.


Kino Black Box, Schulstr. 4, Düsseldorf, T.: 0211 8992232
Eintritt: 7 € / 5 €, mit Black-Box-Pass 4 €


In Kooperation mit der Black Box Kino im Filmmuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf