DIE ORESTIE

Zehn Jahre sind vergangen, seit Agamemnon seine Tochter Iphigenie geopfert hat, um von den Göttern Wind für die Kriegsflotte zu erhalten. Siegreich kehrt er aus Troja zurück. Doch seine Frau Klytaimnestra sinnt auf Rache für den Mord an ihrer Tochter und erschlägt Agamemnon. Dem Gesetz der Blutrache folgend, rächen Orest und Elektra den Mord an ihrem Vater, indem sie die Mutter Klytaimnestra samt ihrem Geliebten Aigisth umbringen. Nun nehmen die Erinnyen, die Rachegöttinnen, die Verfolgung auf und jagen Orest bis nach Athen. Dort beendet die Göttin Athene den Fluch der Atriden. Anhand des mythischen Geschehens beschreibt die einzige erhaltene antike griechische Trilogie den politischen Wandel Athens von der Tyrannis zur Demokratie. In verheißungsvollen Worten entwirft die Göttin Athene eine Zukunft, in der wir heute leben, und hält uns gleichsam aus der Vergangenheit einen Spiegel vor. Laufen wir, knappe 2500 Jahre später, nur noch durch die farbenfroh bemalten Ruinen der einstigen Utopie einer gerechteren Gesellschaft? Wachsen aus den Überresten Wut, Populismus und Angst vor dem Fremden hervor? DIE ORESTIE gibt Anlass, uns zu fragen, wie weit es wirklich her ist mit den viel gepriesenen Errungenschaften der Aufklärung und ob und wie wir uns aus der „Krise der Demokratie“ noch retten können.

Marco Štorman inszeniert u. a. in Bremen, Dresden, Wien, Stuttgart und Luzern. Nach der Uraufführung DER ZORN DER WÄLDER und Sartres DIE SCHMUTZIGEN HÄNDE ist DIE ORESTIE seine dritte Inszenierung in Bonn.