GOSTNER Hoftheater e.V.

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Zimmertheater Tübingen: "WUT"

von Elfriede Jelinek

In Paris stürmen junge wütende Männer die Redaktion einer Zeitschrift und einen jüdischen Supermarkt und töten. In Deutschland gehen die Wutbürger auf die Straße und rufen "Wir sind das Volk". Die "aufrechten" Europäer aller Nationen verraten die Idee Europas. Und Herakles wird von der Göttin Hera so weit getrieben, dass er die eigene Familie tötet.

Auch Elfriede Jelinek ist wütend. Wütend darüber, dass Gott und Götter als Alibi für Gewalttaten herhalten müssen. Wütend darüber, dass Antisemitismus und rechtes Gedankengut wieder salonfähig sind. Wütend darüber, dass Töten heute leichter ist als jemals zuvor, einfach deshalb, weil die Mordwaffen effektiver sind. Wut, das kann eine individuelle narzisstische Kränkung oder Reaktion auf die brutalen Verteilungskämpfe rund um den Globus sein. Wut ist ein Motor, von dem Menschen seit Jahrhunderten getrieben werden - in rasender Zerstörungskraft. Wie stets setzt sich Elfriede Jelinek in ihrem jüngsten Theatertext mit heutigen politischen Ereignissen vor der Folie lang währender Geschichte auseinander. Wut äußert sich hier vielstimmig und aus wechselnder Perspektive. Wortmächtig und gedankenklar artikuliert Jelinek ihre eigene Sprach-, Rat- und Fassungslosigkeit angesichts der Verbrechen und kehrt nebenbei immer wieder auf den Widerspruch zwischen religiösem Darstellungsverbot und der Bilderflut im Netz zurück, wo Filme von Attentaten, abgeschnittenen Köpfen und anderen Gräueltaten millionenfach gesehen werden. WUT ist ein kleines großes Epos, das vor Urzeiten beginnt und heute versucht, das Unbeschreibliche zu beschreiben, und zu verstehen, was nicht verstehbar ist.